Die Wiener Werkbundsiedlung
Werkbundsiedlungen in ganz Europa versammeln experimentelle Architektur. Initiiert von europäischen Werkbünden stellten die Ausstellungen temporäre und permanente Gebäude aus. Die wohl bekannteste Werkbundsiedlung ist die Stuttgarter Weißenhofsiedlung. Doch auch in Wien tobten sich die Architekten der Moderne aus. Unsere Baumeister Academy Gewinnerin Theresa Wunder ist für uns losgezogen, um die Moderne der Wiener Werkbundsiedlung zu entdecken.
Die Weißenhofsiedlung in Stuttgart kennt so gut wie jeder Architekturstudent in Deutschland. Sie gilt als die Mustersiedlung der klassischen Moderne, wo sich Ikonen wie Le Corbusier, Mies van der Rohe, Pieter Oud und Hans Scharoun verewigten. Josef Frank war der einzige österreichische Architekt der 1927 in Stuttgart geladen war. Inspiriert von der Stuttgarter Bauausstellung initiierte er 1929 die Wiener Werkbundsiedlung – die der in Stuttgart in nichts nachsteht.
Im roten Wien entstanden unter der sozialdemokratischen Regierung gemeindeeigene Großwohnanlagen, sogenannte Superblocks, um der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg entgegenzuwirken. Das war jedoch nur eine Antwort auf die Wohnungsfrage. Einige Architekten, darunter auch Adolf Loos, waren Anhänger der Gartenstadtbewegung. So entstanden zwischen den Weltkriegen nicht nur Superblocks sondern auch lockere Siedlungen mit Nutzgärten. Aus dieser Gartenstadtbewegung ging Ende der 1920er Jahre die Idee der Wiener Werkbundsiedlung hervor. Im 10. Bezirk Hietzing schufen 33 Architekten – darunter Adolf Loos, Gerrit Rietveld und Margarethe Schütte-Lihotzky – insgesamt 70 Musterhäuser.