05.05.2014

Öffentlich

Individualitätsuniform

Der Begriff Individualität umschreibt die Tatsache, dass ein Mensch oder ein Gegenstand „einmalig“ ist. Sprich: sich von anderen Menschen oder Gegenständen unterscheidet. Klingt logisch. Weniger logisch ist die Tatsache, dass Individualität heute mainstream ist. Nach dem Motto: Ich bin individuell. Aber du bist es auch.

Trotzdem scheint das Streben nach einem „einzigartigen“ Lebensstil schon in unseren Genen verankert zu sein – vielleicht dank deren tatsächlich individueller Zusammenstellung. Zu tun hat der Individualitätsanspruch aber auch mit den Massen, die uns umgeben: Massenmedien, Massenwaren, Massen von Menschen – da versucht sich der Einzelne hervorzuheben. Jeder mit seiner Individualitätsuniform.

Und mit seinem Individualitätsdesign. Davon gab es gerade reichlich in Köln zu sehen – auf der internationalen Einrichtungsmesse imm. Kaum ein Regalsystem wurde dem Möbelmessner „fertig“ vorgesetzt. Stattdessen präsentierten die Unternehmen unzählige individuell zusammenstellbaren Regale, nach dem Vorbild von USM.

Jedes der Systeme bietet dem Verbraucher einen anderen Baukasten. Kombinierbar mit verschiedenen Farben, Modulen, Materialien. Zusammenstellbar aus Seitenwänden, Böden, Sonderteilen. Individuell eben.

Simpel funktioniert zum Beispiel das System stacked von muuto. Es entstand aus dem einfachen Gedanken heraus, die Innenmaße an der Größe von Büchern und Ordnern zu orientieren. Logisch. In den drei Größen S, M und L sind die MDF-Rechtecke zusammenstellbar –weiß lackiert oder furniert. Nachdem der Verbraucher individuell gestapelt hat, halten weiße Klammern das Gerüst zusammen.

Gleich vier individuelle Systeme bietet der Klassiker string. Das Prinzip funktioniert bei dabei – klassischerweise – immer gleich. So kann auch in der Zukunft weiter gewerkelt werden. Der Verbraucher baut sich sein Regal aus den Bausätzen Seitenwand, Regalboden und Hängeschrank. Die Einzelteile wirken leicht und zurückhaltend. Der eigentliche individuelle Touch entsteht darum erst über die individuelle Büchersammlung.

Stapeln statt schrauben muss man das Regal Stack von Lehni. Zwei Grundelemente in „breit“ und „schmal“ aus Aluminium machen das individuelle Regalbauen, auch für Nicht-Handwerker, einfach. Das selbst entworfene System kann schnell umgebaut, ergänzt oder völlig anders genutzt werden.

Stacked, string und stack sind nur drei Beispiele für die Vielzahl an Möglichkeiten, die die Möbelmesse an Individuen vorgestellt hat. Nicht zu vergessen ist natürlich, dass diese Systeme letztlich Massenwaren sind. Zwar genügen sie unserem Individualitätsanspruch. Aber das Prinzip Setzkastensystem dient auch dazu, gewisse Massen zu produzieren. Das Gefühl eine individuelle Einrichtung zu besitzen, vermitteln diese Möbel trotzdem. Das Massenphänomen Individualität wird uns also weiter erhalten bleiben.

In Kooperation mit Lightlive.

 

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