21.07.2015

Gewerbe

Wird das Einkaufszentrum zum Freizeiterlebnis ?

Wer sich an einem Samstagvormittag in einer beliebigen deutschen Großstadt mühsam den Weg durch die Shopping-Touristen bahnt, dem fällt es schwer zu glauben. Doch unzählige Studien beweisen: Europas Shopping Center leiden unter stagnierenden, wenn nicht gar sinkenden Umsätzen. Vor allem der Onlinehandel macht ihnen zu schaffen.

Entwickler und Eigentümer von Malls treibt deshalb die Frage um, wie sie Kunden dazu bringen, sich auf den Weg in ein Einkaufszentrum zu machen, wenn doch das angesagte Outfit oder die neue Stereoanlage dank Onlineshopping nur einen Mausklick entfernt sind. Ihre Antwortet lautet: mit Spaß, Unterhaltung und Erlebnis.

Sozialer Austausch beim Shoppen?

Das Einkaufszentrum der Zukunft soll ein „Treffpunkt und Ort des sozialen Austauschs“ sein, so formuliert es etwa der Immobiliendienstleister Cushman & Wakefield in einer Studie mit dem düsteren Titel „Survival of the Fittest“. Eigentümer von gut 1.500 Shopping Centern in ganz Europa haben dort geschildert, mit welchen Strategien sie ihre Immobilien zukunftsfähig machen. Vorrangiges Ziel ist, mehr Kunden anzuziehen und diese länger im Center zu halten, etwa indem der Anteil an Cafés, Bars und Restaurants erhöht wird.

In einem durchschnittlichen Einkaufszentrum sind heute 95 Prozent der Flächen vom Handel belegt, doch Marktkenner sind sich einig, dass erfolgreiche Center künftig eher 80 Prozent ihrer Gesamtfläche an Einzelhändler vergeben und die restlichen 20 Prozent für Gastronomie und Freizeiteinrichtungen wie Kinos oder Fitness-Studios reservieren sollten. Um eine lebendige Atmosphäre entstehen zu lassen. Dieser Wandel vom Konsumtempel zum Ort, an dem Menschen ihre Freizeit verbringen, zeigt sich besonders gut an Neubauprojekten.

So scheinen die Entwickler der „Mall of Switzerland“’, die derzeit in Luzern mit Geldern eines Staatsfonds aus Abu Dhabi gebaut wird, die Empfehlungen der Experten fast schon mustergültig umzusetzen. Zwar sind auch hier 40.000 Quadratmeter für den Handel vorgesehen. Aber die Besonderheit des Projekts ist ein mehr als 10.000 Quadratmeter großer Freizeitbereich, der an 365 Tagen im Jahr die Kunden bei Laune halten soll. Neben einem riesigen Multiplexkino mit über 2.000 Plätzen in zwölf Sälen soll unter anderem eine Surf-Anlage mit der ersten stehenden Wasserwelle der Schweiz Hobbysurfer in die Mall locken.

Andere Konzepte wiederum verknüpfen Kulturangebote und Shopping, etwa das Projekt „Magnete Milano“, mit dem sich der italienische Entwickler Prelios um die Umwidmung zweier Pavillons auf dem ehemaligen Messegelände in Mailand bewirbt. Zum Projekt gehören unter anderem ein Musikzentrum, Ausstellungsräume für digitale Kunst und neue Shop-Formate für Elektronik-Anbieter.

Zweifellos kreative Ideen, um die Assetklasse Einkaufszentrum wieder zu beleben. Ob sich der Wagemut aber auszahlen wird – und zwar in einer auskömmlichen Rendite für die Investoren – lässt sich erst ablesen, wenn die neuen Malls in Betrieb sind. Dann wird sich zeigen, ob der Kampf gegen den Onlinehandel tatsächlich mit Spaß, Unterhaltung und Erlebnis gewonnen werden kann.

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