Tatjana Ganz ist Praktikantin unserer Baumeister Academy. Hier berichtet sie über ihre Arbeit bei Fender Katsalidis und ihren Aufenthalt in Melbourne. 

„All you’ve got to do is decide to go and the hardest part is over.“ Dieser Satz aus dem Mund meines  Sitznachbarn James, während des Flugs auf die andere Seite der Erdkugel, hat sich mir unwiderruflich ins Gedächtnis gebrannt. Wie wahr er doch ist. Hier bin ich nun – 16.000 Kilometer von Zuhause entfernt – in Melbourne, der südlichsten Millionenstadt der Welt.

Die ersten Tage hier waren zugegebenermaßen nicht gerade einfach. Es dauerte eine Weile, sich daran zu gewöhnen, dass hier alles verkehrtherum funktioniert. Plötzlich wird der Sommer zum Winter, die Nacht zum Tag, die Sonne steht Mittags im Norden und beim Überqueren der Straße sollte man unbedingt daran denken, zuerst nach rechts zu sehen. Dennoch geht einem die Stadt am Yarrariver schon am ersten Tag unter die Haut. Vier Millionen Menschen von über 150 Nationen leben in dieser bunten Metropole. Es sind ohne Zweifel die vielen Einflüsse unterschiedlicher Kulturen, die die Stadt so lebendig und lebenswert machen. Vom künstlerisch-alternativen Brunswick im Norden zum schicken St. Kilda im Süden hat  jeder Stadtteil seine eigene Atmosphäre. Im Central Business District (CBD) braucht man sogar nur ein paar Straßen weiter ziehen – und schon findet man sich plötzlich in einer scheinbar völlig anderen Welt wieder. Man kann hier sein, wer man ist: Tagsüber Anzug tragen in einem schicken Finanztower in Southbank und nachts als biertrinkender Grufti  von einer verkommenen Fitzroyer Kneipe zur nächsten ziehen.

Im Vergleich zu manch europäischer Metropole ist Melbourne eine sehr junge Stadt mit einer recht kurzen Geschichte. Dennoch ist ihre Entwicklung und die großen Booms, die sie durchlebt hat, sehr gut in der Architektur ablesbar. So verschmelzen im CBD niedrige Bauten im viktorianischen Stil aus der Zeit des Goldrausches und des Land-Booms im 19. Jahrhundert mit moderner Hochhausarchitektur.

Als die Architekten Karl Fender und Nonda Katsalidis Anfang der 1990er Jahre ihre Bürotätigkeit aufnahmen, glich Melbourne noch einem Dorf. Von Wolkenkratzern war noch kaum eine Spur. Heute ist die Stadtsilhouette von High-Rise Buildings geprägt und Fender Katsalidis sind nicht nur in ganz Australien, sondern auch in Südostasien für ihre markanten Landmark Buildings und Luxus-Apartment-Hochhäuser bekannt. Streift man durch die Straßen, findet man kaum eine Ecke, in der das Büro nicht mit irgendeinem Projekt seine Finger mit im Spiel hatte. Unter anderem können sich die Fender Katsalidis Architekten auch das aktuell höchste Gebäude der Stadt, den 297-Meter hohen Eureka-Tower, auf die Kappe schreiben. Diesen Rekord werden sie in den nächsten Jahren mit dem Bau des Skyscrapers „Australia 108“ selbst brechen. Von Krisenzeiten kann hier von außen betrachtet kaum die Rede sein. Blickt man dieser Tage auf die Skyline der Stadt, sieht man unzählige Baukräne, unter denen neue Hochhäuser wie Pilze aus dem Boden sprießen. Grund für diesen gegenwärtig stattfindenden „Highrise-Boom“ sind vor Allem Australiens exzellente Beziehungen nach Asien.

Meine Karriere bei Fender Katsalidis Architekten begann – wie wohl so manche Praktikantenlaufbahn – in der Modellbauecke. Dort kam ich in den Genuß der Herstellung eines 1:500-Modells des momentan größten Bauprojekts Malaysias, dem 118 Stockwerke hohen Warisan Merdeka Tower in Kuala Lumpur. Ansonsten verbringe ich den lieben langen Tag mit dem Zeichnen von Plänen, der Erstellung von Layouts, dem Modellieren von Treppenhäusern, dem Ausdrucken und Binden von Plänen oder ich darf bei irgendwelchen Firmen anrufen und technische Details erfragen, von denen ich selbst keine Ahnung habe. Meine Position als Mädchen für alles gefällt mir sehr gut, denn auf diese Weise bietet sich mir die Möglichkeit, in viele laufende Projekte gleichzeitig Einblick zu gewinnen. Und davon gibt es jede Menge – aber dazu im nächsten Bericht mehr.

Die Baumeister Academy wird unterstützt von Graphisoft.

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