„Diesmal nicht“, kriegen die freundlichen, nach Kleingeld fragenden Punks auf der Warschauer Brücke immer mal wieder von mir zu hören. Mit der gleichen Antwort muss ich unsere Leser vertrösten: „Diesmal nicht – es gibt wieder keine Wettbewerbsbeiträge zu präsentieren“. Die Ergebnisse sind zwar bekannt, bis sie aber zur Publikation freigegeben werden, ist mein Praktikum bei J Mayer H aber schon vorbei.

Schon spüre ich ganz leicht und dünn, quasi in Haarlinienstärke, die bekannte Mischung aus angenehmer Melancholie, sanfter Vorfreude und minimalem Stress. Typisch, kurz vor dem Ende eines mehrmonatigen Auslandsaufenthaltes. Aber genug der Sentimentalitäten! Ein wenig Zeit in Berlin bleibt ja noch und es gibt keine bessere Ablenkung als die Arbeit im Büro.

Der Leser mag sich vielleicht fragen, worin die Arbeit eines Praktikanten bei J Mayer H besteht: meine Mitarbeit an Wettbewerben könnte ja durchweg aus fünf Monaten Modellbau und dazwischen ein wenig im Netz surfen bedeuten. Diese Vorstellung hat aber nichts mit der Realität zu tun.

In erster Linie wird entworfen, gestaltet, detailliert, gebastelt und gearbeitet. Meistens sehr organisiert und konzentriert und in relativ geregelten Arbeitszeiten, was in dieser Branche nicht unbedingt selbstverständlich ist. Das Tätigkeitsfeld variiert stark und reicht von Architektur über Produktdesign, bis hin zu Installationen, Skulpturen und digitalen Experimenten. Sobald es dann zum Start eines neuen Projekts kommt, werden dicke Filzstifte ausgepackt und analoge Modelle gebaut. Ebenso wichtig sind digitale Werkzeuge (der Metropol Parasol wurde im Übrigen in der Zeit vor „Grasshopper“ entworfen). Der Entwurfsprozess erinnert mich übrigens ein wenig an das Schreiben für den Baumeister.

Durch seinen speziellen Stil hat sich das Büro in den letzten Jahren einen gewissen Ruf erarbeitet – man merkt aber schnell, dass trotzdem so ziemlich alles erlaubt ist. Speziell im Entwurfsprozess ist eine gewisse Intuition auf jeden Fall erwünscht – wenn sie zu einem Ergebnis führt. Denn so schnell ein Gedanke aufgegriffen wird, so schnell kann er auch wieder verworfen werden.

Inputs sind von jedem erwünscht und dementsprechend wird die Hierarchie so flach wie möglich gehalten. Zusammen mit dem meistens sehr vielseitigen „Skillset“ der einzelnen Architekten und Praktikanten bringt das den Vorteil einer hohen Flexibilität in der Aufstellung der Projektteams.

Kürzlich gab es einen Büroausflug nach Jena, inklusive Besichtigung des Sonnenhofs, ein Bürodinner und immer Mal wieder Torten von der lokalen Konditorei – zu Anlässen wie Geburtstagen oder Verabschiedungen. Soviel zum Thema Bürokultur.

Und mal wieder sind es zu viele Worte geworden, während es gleichzeitig unzähliges aus Berlin zu berichten gibt. Wie des Öfteren hat mich der Besuch von Freunden zu Besichtigungen motiviert. Dieses Mal war die Reichstagskuppel dran. Aber auch das wird nicht mein letzter Blogeintrag sein – und je weniger Zeit bleibt, desto intensiver wird sie genutzt, desto mehr gibt es zu erzählen!

Die Baumeister Academy wird unterstützt von Graphisoft.

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