03.09.2015

Öffentlich

Fast nicht da

Eine von Jože Plečniks Wirkungsstätten war Sloweniens Hauptstadt Ljubljana. Reisen nach Rom und Paris hatten großen Einfluss auf die Arbeit des Architekten – beim Blick auf Ljubljanas Brücken und Promenadearchitektur wird außerdem Venedig gerne als Vorbild zitiert.

1925 begann Plečnik mit der städtebaulichen Umgestaltung von Ljubljana. Von ihm stammt das National- und Universitätsbibliothek-Gebäude, sowie die Uferbebauung. Außerdem baute er eines der wichtigsten Wahrzeichen der Stadt: die Brücke „Tromostovje“ (wörtlich drei Brücken, da sie aus der Läufen besteht) im Neo-Renaissance-Stil.

Noch nicht mit einer Brücke erschlossen waren bis vor einigen Jahren der Kongressplatz und der Fischmarkt – ein langjähriger Wunsch der Stadtbewohner. Daher initiierten Studenten der Architekturfakultät in Ljubljana eine Holzkonstruktion als temporären Übergang. Nach einigen Jahren Nutzung war nun eine neue und permanente Lösung notwendig. Beauftragt wurden die slowenischen Architekten Arhitektura Doo. Diese stellten sich zunächst die Frage: Wie reagieren auf den historischen Bestand?

Plečniks Präsenz führte nach einigen Überlegungen zu der Variante, eine zeitgemäße und schlichte Brücke zu bauen, um nicht mit dem Meister in Konkurrenz zu treten. Die Konstruktion sollte so dünn wie nur möglich ausgeführt werden. Für die Umsetzung griffen die Architekten auf ihre Erfahrungen zurück, immerhin haben sie bereits verschiedene Brücken realisiert. Die neue Fußgängerbrücke funktioniert als Rahmenkonstruktion. Am rechten Ufer liegt der Stahlträger auf einem Betonpfeiler auf, am gegenüberliegenden Makalonca-Ufer auf beweglichen Gelenken der Uferbank. Das Stahldeck hat eine leichte V-Form mit einer Höhe von nur 50 Zentimetern bei einer Spannweite von 25 Metern. Die Architekten wollten eine Brücke bauen, die so transparent wie möglich ist und so den Blick auf den historischen Bestand der Stadt freigibt: den erhaschen die Fußgänger über oder durch das Geländer.

Fotos: Miran Kambič

 

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