26.06.2015

Öffentlich

Expo oder die Ödnis der Linearen

Mailand, die Expo. Epizentrum der Event-Welt. Und ich langweile mich. Eine Phalanx exaltierter Pavillons, kreischende Kiddies en masse, dazu ein wichtiges Thema – und dennoch finde ich keinen Zugang zu dieser Megaschau.

Mich nervt das lineare Denken, das dort herrscht. Immer steht fest, wo „es lang geht“. Das gesamte Gelände nahe der Mailänder Messe wird dominiert von einer zentralen Achse, die man halt zweimal abläuft. Links hin, rechts zurück. Oder umgekehrt. Und auch die einzelnen Pavillons funktionieren meist nach einem linearen Prinzip. Ein vordefinierter Weg wird abgelaufen, gerne nach oben. Am Ende kommt – vielleicht – ein ästhetischer oder inhaltlicher Paukenschlag. Oft aber auch nicht. Sondern, wie im Falle Mexikos, ein banaler Werbefilm für eine Urlaubsregion.

Vielleicht habe ich auch nur die falschen Pavillons besucht. Deutschland? Solide Informationen zum Thema Welternährung. Korea? Technisches Feuerwerk, leidlich cooles Ausstellungsdesign, das aber lediglich eine Kernaussage liefert: Koreanisches Essen ist gesünder. Aha. Immerhin: Der tschechische Pavillon verkauft Bier.

Weltausstellungen haben ja immer etwas Generisches. Die Expo in Mailand wollte schlauer vorgehen. Kein allzu abstraktes Feelgood-Motto. Lieber ein echtes Kernthema definieren, das die Zukunft der Menschheit betrifft. Ernährung ist das. Also: „Feeding the Planet – Energy for Life“. Das Problem aber: Ein konkretes Thema benötigt konkrete Antworten. Die kann diese – und vielleicht überhaupt eine – eine Expo nicht liefern. Solche Antworten liefern Fachtagungen. Eine Expo inszeniert. Wenn es aber nichts zu inszenieren gibt, fallen die architektonischen Knallkörper in einen tiefen Mailänder Brunnen und sind weg.

Vielleicht hat sich auch das Konzept „Expo“ erledigt. Eine Leistungsschau der Kulturen wirkt gestrig. Die Setzung national begrenzter Kreativräume überzeugt nicht mehr. Es interessiert mich nicht, was „Deutschland“, „Italien“ oder „Russland“ für kulturell-räumliche Statements hinbekommen. Mich interessieren eher Netzwerke. Die aber haben – und bauen – keine Pavillons.

Außerdem interessieren mich Städte, Metropolen. Die könnten vielleicht die Basis für eine Weltausstellung anderen Typs sein. Eine, in der die Metropolen der Welt einander Lösungen präsentieren. Hier würde womöglich auch die Architektur wieder interessant. Denn das Aufeinanderprallen urban inspirierter Baukörper aus aller Welt könnte Widersprüche erzeugen, die mehr sind als das nebenher autistischer Eventkörper.

Vielleicht kann man die Bauaufgabe Pavillon auch anders definieren. Mehr im Sinne eines Weiterbauens. Eine Stadt, ein Architekt baut an den anderen an. Das wäre zwar zeitaufwändiger. Aber weniger autistisch.

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