20.09.2016

Portrait

Material Immaterial

Nitin Barcha und Disney Davis

Die Arbeiten von Material Immaterial bestehen aus den Grundelementen der dreidimensionalen Gestaltung: Raum, Form, Material – in reinem Beton. Insofern handelt es sich um Sehnsuchtsobjekte – wäre es doch immer so einfach, nur ein Material für alle Oberflächen eines Baukörpers zu verwenden. Ein Gespräch mit Nitin Barcha

In Europa wurde das indische Büro Material Immaterial Studio durch seine Betonstudie „Spaces“ bekannt (Baumeister 9/2015). Danach brachte das Büro eine Kollektion von Manschettenknöpfen heraus, gewissermaßen portable Raumaccessoires für den festlichen Abend nach dem Baustellenbesuch. Nach einem Umweg über Leuchten und Barhocker der „Organic Edition“ entwickeln sie nun ihr gewonnenes Knowhow in der Verarbeitung von Beton für Kleinobjekte weiter – und beschäftigen sich derzeit mit einer Serie von Schrankbeschlägen.

Baumeister: Herr Barcha, welche Ausbildung haben die Mitarbeiter in Ihrem Büro?
Nitin Barcha: Material Immaterial Studio wurde von Disney Davis und mir als Partner gegründet. Als Architekten haben wir bereits ein Büro: The White Room Studio. Die treibende Idee zur Gründung von Material Immaterial Studio war es, Objekte zu schaffen, die dem Nutzer eine Raumerfahrung bieten und sie mit kleinen Alltagsgegenständen an deren Wesen heranzuführen. Die Programmatik des Büros zielt darauf, über bestimmte Materialien oder Arbeitsabläufe hinauszugehen und sich ganz auf die Idee zu konzentrieren – das Material soll dabei lediglich ein Ausdrucksmittel sein.

Nitin Barcha und Disney Davis
portable Raumaccessoires: „Elements“ Manschettenknopf-Kollektion
Betonstudie „Spaces“

B : Wie entstand die Idee zu den Objektserien?
N B : Aus dem lang gehegten Wunsch, Gegenstände für unterschiedliche Erfahrungen zu entwerfen: „Spaces“ entstand als virtueller Rundgang durch Passagen und Treppenräume und um sich vorzustellen, was hinter Fenstern liegen könnte. Ähnlich entstand „Elements“, um mit der Zeit entstandene räumliche Erfahrungen ins Gedächtnis zurückzurufen und um darüber hinaus das Spiel von Licht und Schatten in dem kleinen Stück immer bei sich zu haben.

B : Sie erwähnten einmal, dass Sie Material Immaterial Studio aus Interesse an der Ästhetik des reinen Materials gegründet haben. Ich unterstelle einmal, dass alle Architekten die Faszination gegenüber einer reinen Materialität teilen. Dennoch wären in diesem Sinn auch andere Materialien für Ihre Objekte wie die Manschettenknöpfe denkbar – zum Beispiel gegossene Bronze. Warum also ausgerechnet Beton?
N B : Material Immaterial ist, wie der Name schon sagt, ein Büro, in dem wir die Form des Gegenstands und die damit einhergehende sinnliche Erfahrung betonen; obgleich das Material das Objekt definiert, würden wir das Material abhängig von den Anforderungen der Idee des Objekts ändern. Entsprechend ist das Konstruktionsmaterial „immaterial“ – unbestimmt.
Unsere ersten beiden Serien bezogen sich auf den architektonischen Raum. Und das beste Material, das dem Ausdruck von architektonischem Raum gerecht wird, ist Beton. Daher haben wir danach dieses Material weiterhin verwendet. Hingegen benutzten wir für unsere Organic-Serie Pappmaché und haben die verschiedenen Möglichkeiten von natürlichen Formen und Texturen erkundet, die von der Natur inspiriert sind.

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