05.05.2015

Wohnen

Beton im Moloch

Die Wohngegend „Lomas de la herradura“ liegt nur zehn Kilometer entfernt vom Chaos der Metropole Mexiko-Stadt. Seit den 1960er Jahren leben wohlhabende Familien Seite an Seite in dieser Hügellandschaft. Doch ein Grundstück war unbebaut geblieben. Das lag nicht an seiner komplizierten Lage am Felshang – unter diesen Umständen mussten auch alle anderen Häuser gebaut werden. Eine Bebauung hatte sich, wie so vieles in Mexiko, einfach nicht ergeben. Und so diente das Grundstück knapp 50 Jahre lang als Müllhalde für die gesamte Anwohnerschaft. „40 LKW-Ladungen waren nötig, um den Abfall wegzuschaffen“, erinnert sich der Architekt Emilio Ades Cohen von 3Archlab lächelnd.

Cohen hatte seinem Bauherrn versprochen eine Art „Ferienhaus“ mit Aussicht in die grünen Hügel zu bauen, das einem dabei hilft, den Trubel der Metropole auszuschalten. Dies ist auf beeindruckende Weise gelungen. Schon beim Betreten des Gebäudes durch die Garage findet man sich plötzlich im Grünen wieder: Der Blick geht durch die bodentiefen Fenster zu beiden Seiten des Arbeitszimmers hinaus in die Natur. Auf jeder Etage lassen sich sowohl die Fenster zum Innenhof als auch die zum Hügel wie eine Ziehharmonika öffnen – eine doppelte Verbindung zur Natur, auf die Cohen besonders stolz ist: „Das ist doch das Ironische an dem Haus: Einerseits befindest du dich inmitten von Beton – wie in der Stadt –, andererseits gibt es diese unglaubliche Aussicht!”

Es ging den Architekten außerdem um Nachhaltigkeit. „Ich wollte, dass dieser Baum Teil des Hauses wird, weil er 80 Jahre lang wachsen und altern, aber immer da sein wird.“ Das Thema „in Würde altern“, wie Cohen es selbst nennt, leitet das Büro auch bei der Materialwahl. Es ist ihnen wichtig, dass dieses sich nicht nur in die Struktur des Entwurfs einfügt, sondern gewissermaßen dessen Essenz darstellt. Emilio Cohen erklärt: „Natürliches Material ist zeitlos. Eine frisch gestrichene Wand sieht am ersten Tag spektakulär aus. Ein Jahr später aber nicht mehr. Bei einer Beton- oder Holzwand ist das anders: Von Anfang an sieht man Unvollkommenheiten, und das wird für immer so bleiben.“

Mehr dazu im Baumeister 5/2015

 

 

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