28.07.2014

Hotel

Barcelona, Hotel Renaissance Barcelona Fira

Es liegt nicht wirklich dort, wo Barcelona-Touristen gerne übernachten. Deshalb hat Jean Nouvel soviel wie möglich üppiges Grün in die Vorstadt geholt und aus einem Hotelaufenthalt ein Dschungelabenteuer gemacht.

Unübersehbar ragt Jean Nouvels Hotelscheibe auf halbem Weg zwischen Flughafen und Innenstadt empor. Dort an der Plaza Europa wirkt das neue Geschäftsviertel L’Hospitalet de Llobregat wie ausgestorben, trotz der angrenzenden Messe „Fira 2“ und Toyo Itos Messehotelturm. Anders als sein japanischer Kollege hat sich Jean Nouvel daran gemacht, ein völlig einzigartiges Hotel zu errichten. Sein Vorbild: ausgerechnet die sagenumwobenen Hängenden Gärten von Babylon.

Was in antiker Zeit ein Wunderwerk der Gartenkunst war, ist heute vor allem eine technische Herausforderung. Dazu zog Nouvel zwei parallel stehende Scheiben von 110 Metern Höhe empor und legte die Erschließung – Aufzüge, Treppen und Brücken – in das dazwischen liegende Atrium. In den Hochhausscheiben sind, ganz traditionell, die Gästezimmer untergebracht, während zwischen den Scheiben der Abgrund gähnt. Zumeist benutzt nur das risikogewohnte Hotelpersonal die frei tragenden Stahltreppen und überquert die Brücken, vorbei an den Galerieebenen, auf denen das satte Grün der vertikalen Gärten sprießt. 293 Palmen und exotische Gewächse aus fünf Kontinenten durchziehen sämtliche 27 Geschosse, sie setzen sich im Restaurant im 14. Geschoss in der Horizontalen fort und reichen bis hinauf zur Dachterrasse mit Swimming Pool und Bar. Allerdings bedarf es schon einigen Wagemuts, um dorthin zu gelangen – der Weg gleicht einer Klettertour.

Die „Hängenden Gärten von Barcelona“ sind zweifellos die Attraktion des Hotels. Wer den gläsernen Aufzug benutzt, kann durch das gesamte Atrium hindurchblicken, bis ins Freie. Von dieser atmosphärischen Reizquelle, die sich im Tagesverlauf verändert, lebt das Hotel. Jean Nouvel hat das Vegetabile als konzeptionelles Leitmotiv gewählt, so bildet auch das Palmblatt-Motiv der Fassade sein Erkennungszeichen. Sie setzt sich aus vorgefertigten Palmblatt-Betonplatten zusammensetzen, und erst in den schlicht weiß gestalteten Gästezimmern wird deutlich, dass es sich dabei um nicht sonderlich originelle Fensteröffnungen handelt.

So spektakulär Fassade und Innenleben des grünen Hotels auch sein mögen, der Blick aus den vegetabilen Fenstern ist eher ernüchternd: Draußen breitet sich das Industrieareal der Zona Franca aus, erst in weiter Ferne tauchen der Berg Montjuïc und das Meer auf – die Sehnsuchtsorte, von denen die meisten Barcelona-Touristen schwärmen. Doch im Dschungel des Hotel Renaissance lässt sich bestenfalls davon träumen.

Adresse

Renaissance Barcelona Fira Hotel
Plaza Europa 50-52
L´Hospitalet de Llobregat, Barcelona
Spanien
www.marriott.com

Fotos: Klaus Englert

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