27.11.2014

Event

Alpen unter Druck

Blick über das Auenfeld mit dem Auenfeldjet

Wo soll’s denn hingehen zum Skifahren? Nach Sölden? Ins Grödner-, Ötz- oder Stubaital? Zum Saisonauftakt, bevor es losgeht, sollte man sich noch einmal die Ausstellung „Alpen unter Druck“ ansehen, die schon seit März im Münchner Alpinen Museum gezeigt wird. Zugegeben, nicht um Vorfreude zu wecken, sondern um zu verstehen, was die zunehmende Konkurrenz der Wintersportorte mit der Natur anrichtet: mehr Schneekanonen, Skischaukeln, Seilbahnen, Aussichtsplattformen, größere Restaurants, immer spektakulärere technische Hilfsmittel zur Bespaßung. Seit 1954 sind die ursprünglich 570 Pistenkilometer in 150 Orten auf 25.000 Kilometer in 450 Orten angewachsen.

Dinospaß auf 1.800 Meter in den Chiemgauer Alpen
Blick über das Auenfeld mit dem Auenfeldjet
Folien zur Gletscherabdeckung an der Station Eisgrat am Stubaier Gletscher
Talsstation Sexten mit Rodungs- und Bauarbeiten für die Piste Helm-Rotwand
Speicherbecken im Söldener Gletscher
Bau des Speicherbeckens am Hausberg bei Garmisch-Partenkirchen
Die Gemeinde Kals am Großglockner
Erschließung des Piz Val Gronda

Inzwischen sollen die Alpen aber auch noch als grüner Energielieferant herhalten: Windparks und Wasserkraftwerke entstehen oder sind in Planung und lassen sich selten mit dem Naturschutz und den Interessen der Tourismusindustrie vereinbaren.

Für die Ausstellung haben die Alpenvereine aller Länder des Alpenbogens eine Menge Material zusammengetragen: In schonungslosen Sommeraufnahmen werden 150 Projekte ernüchternd dokumentiert. Wer weiß denn schon, dass für die künstliche Beschneiung ganze Hügel umgegraben werden, um Rohrleitungen zu legen und Speicherbecken vorzuhalten? Abgesehen vom immensen Energieverbrauch müssen dann zusätzlich in der zerstörten Landschaft noch Hightech-Abenteuerspielplätze mit Fahrgeschäften eingerichtet werden, oder Aussichtsplattformen, wo eh schon eine Aussicht ist, damit die Besucher auch im Sommer nicht ausbleiben.

Die Ausstellung birgt einige Dramen. Nur leider lässt man der Präsentation nicht sehr viel Platz: Es ist ein einziger Saal, und die Bilder sind oft zu klein und wirken damit harmlos.

Aber zur Beruhigung: Natürlich wollen wir auch dieses Jahr Skifahren gehen, aber vielleicht belohnen wir diejenigen Orte mit unserem Besuch, die sich um sanften Tourismus bemühen – einige davon sind unter dem Stichwort „Bergsteigerdörfer“ im Netz zu finden.

„Alpen unter Druck. Erschließungsprojekte im Alpenraum“, bis 15. Februar im Alpinen Museum, Praterinsel, München, www.alpenverein.de

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